Befreiungsdenkmal (Schillerplatz)

Aufgrund der konsequenten Verständigungspolitik des deutschen Außenministers Gustav Stresemann wurde das seit Ende des Ersten Weltkrieges besetzte Rheinland von den französischen Besatzungstruppen frühzeitig geräumt. Nach Köln (1926) und Koblenz (1929) zogen sich die Franzosen am 30. Juni 1930 auch aus Mainz zurück, ein Ereignis, das in der Bevölkerung große Begeisterung hervorrief. Zur Erinnerung an diesen Tag sollte ein Denkmal errichtet werden. Das von dem renommierten, in Frankfurt lebenden Künstler Benno Elkan geschaffene Werk hatte die Form einer 3,5 bis 4 Meter hohen Frauenfigur. Das Haupt zurückgebeugt, schien die nur halb bekleidete Frau wie erwachend in weite Ferne zu blicken. Der Mainzer Anzeiger interpretierte, dass das Denkmal das Erwachen aus einer schweren Zeit und den Blick in eine hoffentlich bessere Zukunft symbolisieren solle.

Die Rheinland-Befreiungsfeier am 20. Juli 1930: Reichspräsident Hindenburg   vor der "Rhenania"
Rheinland-Befreiungsfeier am 20. Juli 1930

Das markante Monument wurde auf dem Schillerplatz aufgestellt und dort in Anwesenheit des Reichspräsidenten von Hindenburg am 20. Juli 1930 im Rahmen der großen Rheinland-Befreiungsfeier enthüllt. Bereits unmittelbar danach setzten öffentliche Diskussionen um das Kunstwerk ein. Viele Mainzer äußerten sich in Leserbriefen empört über die angeblich zur Schau getragene Nacktheit der Figur. Am 4. August 1930 veröffentlichte das katholische Mainzer Journal einen Protest der Mainzer Pfarrer, die sich in ihrem religiös-sittlichen Empfinden verletzt fühlten. Die katholische Kirche sah sich schließlich im Juni 1931 veranlasst, die Fronleichnamsprozession, die traditionell über den Schillerplatz führte, umzuleiten.

Nach der Übernahme der Macht im Volksstaat Hessen am 6. März 1933 wurde das umstrittene Denkmal von Nationalsozialisten beschmiert und beschädigt und schließlich wegen der jüdischen Herkunft des Künstlers Ende März abgerissen.

Benno Elkan verließ noch im Jahre 1933 Deutschland und emigrierte nach England, wo er bis zu seinem Tode im Jahre 1960 lebte und wirkte. Im Auftrag des britischen Unterhauses schuf Elkan die große Menorah, den siebenarmigen Leuchter mit Szenen aus der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes. Als Geschenk des britischen Parlamentes steht das Kunstwerk heute vor der Knesset, dem israelischen Parlament, in Jerusalem.

 
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