Die NSDAP in Mainz vor 1933
Bei den Reichstagswahlen im Dezember 1924 waren die Nationalsozialisten als "Nationalsozialistische Freiheitsbewegung" erstmals bei Wahlen in Mainz wählbar.
Die Ortsgruppe der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Mainz wurden im Jahr 1925 ins Leben gerufen und hatte nach einem halben Jahr etwa 50 Mitglieder. Führer der Ortsgruppe war der junge Gerichtsassessor Dr. Hugo Wolf. In vereinzelten Sprechabenden und Versammlungen wurde Werbung für das nationalsozialistische Programm und Gedankengut gemacht. Im Mai 1927 löste sich die Ortsgruppe aufgrund finanzieller Probleme wieder auf und Hugo Wolf verließ die Partei. Im gleichen Jahr wurde sie neu gegründet und hatte in der Folge besonders unter organisatorischen, finanziellen und Führungsproblemen zu kämpfen. Die Gruppe konnte zunächst keinen Wirt finden, der seine Räumlichkeiten als Parteilokal zur Verfügung stellen wollte. Die französischen Besatzungstruppen, die zwischen 1918 und 1930 in Rheinhessen stationiert waren, erschwerten es den Nationalsozialisten Werbung für ihr Gedankengut zu machen, weil uniformiertes Auftreten verboten, Räume nicht zur Verfügung gestellt und die NS-Aktivisten überwacht wurden.
Erst im folgenden Jahr konnte die Mainzer Ortsgruppe, die etwa 30 Mitglieder hatte, im Saal des Evangelischen Vereins regelmäßige Veranstaltungen abhalten. Mit dem Abzug der französischen Truppen im Juni 1930 und nach den Wahlerfolgen der NSDAP bei den Reichstagswahlen im September 1930 spürte auch die Ortsgruppe in Mainz, die davon vollkommen überrascht war, einen vermehrten Zuspruch. Nun konnte erstmals auch die Stadthalle für eine große Versammlung genutzt werden. Die Zahl der Mitglieder war so stark angestiegen, dass die Ortsgruppe nun in mehrere Sektionen (Altstadt, Neustadt, Bahnhof, Gautor, Kastel, Kostheim, Mombach, etc.) aufgeteilt wurde. Im Wahlkampf zur Hessischen Landtagswahl im November 1931 kam Adolf Hitler erstmals nach Mainz und sprach in der Stadthalle vor Tausenden von Zuhörern. Im Juni 1932 sprach Hitler erneut in Mainz auf dem Sportplatz des Fußballclubs 05 vor einer großen Menschenmenge.
Trotz der steigenden Erfolge bei den Wahlen war die NSDAP vor 1933 nicht in der Stadtverordnetenversammlung vertreten, weil die letzten Kommunalwahlen im Jahr 1929 stattgefunden hatten und die NSDAP nicht mit einer Liste angetreten war. Insgesamt schaffte es die nationalsozialistische Partei in Mainz bei Wahlen höchstens etwas mehr als ein Drittel der Stimmen auf sich zu vereinen.
Wahl | Datum | erhaltene Stimmen | Prozent der Stimmen | Bemerkungen |
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Reichtagswahl | 07.12.1924 | 227 | 0,4 | Als Nationalsoz. Freiheitsbewegung |
Stadtverordnetenwahl | 15.11.1925 | 258 | 0,6 | |
Landtagswahl | 13.11.1927 | - | - | |
Reichtagswahl | 20.05.1928 | 378 | 0,7 | |
Stadtverordnetenwahl | 17.11.1929 | - | - | |
Reichtagswahl | 14.09.1930 | 12111 | 14,7 | |
Landtagswahl | 15.11.1931 | 24000 | 28,1 | |
Landtagswahl | 19.06.1932 | 24289 | 31,2 | |
Reichtagswahl | 31.07.1932 | 26181 | 30,6 | |
Reichtagswahl | 06.11.1932 | 23185 | 27,5 | |
Reichtagswahl | 05.03.1933 | 33272 | 35,4 |